Snack Attack
Advent Advent, ein Mäuslein rennt
erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier
dann sitzt das Kätzchen in der Tür
und nur ein Augenblick uns trennt
wenn Hunger in der Seele brennt!
![Katze mit Plüschmäusen](https://mojour.de/wp-content/uploads/2021/02/201220-gini-snack-attackc-700x1050.jpg)
Ginivra, die Mäuselieferantin – Foto: © mo jour
Zum vierten Advent, in der längsten Nacht vor der Wintersonnenwende, verraten wir Euch ein Geheimnis:
Ginivra, die bezaubernde Katze, hat mir vor Jahren das Klickern beigebracht. Oder umgekehrt.
Ich hab‘ angefangen damit – mit leichten Kommandos – ähem! – Vorschlägen wie „Setz dich mal hin!“ oder „Leg doch mal deine Pfote in meine Pfote“. Für jeden Wunsch, den sie mir erfüllte, gab es ein Leckerchen, einen Katzenkeks.
Ginivra lernte schnell. Leckerchen findet sie klasse. Auch kompliziertere Tricks wie aufs Sofa hüpfen oder in ihre Transport-Box und wieder runter respektive heraus.
„High five!“ und „Touch die Faust!“ – kein Problem. Sie kann sogar „Slalom laufen zwischen meinen Beinen“! Wir hatten und haben viel Spaß miteinander. Seit fast neun Jahren schon.
Das heißt: Ich habe den Spaß – und Gini hat die Belohnungen.
Ginivra frisst gern. Sie ist eine hungrige Katze Nimmersatt. Vielleicht war es schon immer so. Vielleicht hat sie diese Angewohnheit aber auch erst im Tierheim gelernt, wo sie mehr als ein Jahr verbrachte. Damals.
Weil Ginivra so gerne frisst, gefiel ihr unser Klickerspiel von Anfang an. Die Belohnungen gefielen ihr am allerbesten. Offensichtlich waren es nicht genug, denn schon nach kurzer Zeit war sie es selbst, die mit immer neuen Tricks und Ideen kam und sich immer wieder etwas anderes ausdachte, um mir ein Leckerchen zu entlocken.
Zur Begrüßung wirft sie sich auf den Boden, rollt sich einmal um die eigene Achse über den Teppich – und schaut mich erwartungsvoll an: „Das war ein Leckerchen wert, oder?! Mindestens!“
Sie hüpft nicht nur in ihre Box, sondern in jeden Karton, der ins Haus kommt. Und wieder hinaus. Der erwartungsvolle Blick: „Jetzt ein Leckerchen!“
Irgendwann fing Ginivra an, mit lautem Getöse ihre Plüschmäuse durch die Luft zu wirbeln und sie mir – sobald sie ‚tot‘ (also snackbereit) waren, neben den Schreibtisch zu liefern oder mir sonstewo vor die Füße zu legen. Ihre goldenen Augen, stolz und fordernd: „Jetzt ein Leckerchen, ma subito!“
Aber gerne doch! Keine Angst, ich gleiche die vielen Belohnungen aus und lege zu den ‚normalen‘ Mahlzeiten etwas weniger in ihren Napf.
Was ihre Leckerchen angeht, kennt diese Katze keinen Feierabend. Ich schon: „Nach dem Abendessen wird nicht mehr genascht!“ So lautet die Regel, die für uns beide gilt. Meistens. Wir müssen doch beide aufs Gewicht achten!
Irgendwann hat dieses kluge Tier aber wohl mitbekommen, dass ihr Personal vor dem Einschlafen doch noch etwas nascht. Ich nehme mir nämlich germe noch ein paar Nüsse oder Mandeln als Betthupf zur Gutenacht-Lektüre mit aufs Kopfkissen – für die Nerven.
Ich knusperte meine Nuss. Gini saß neben dem Bett und sah mir zu. „Was das Personal sich herausnimmt, darf der Chefin nicht verwehrt werden!“ mag sie sich gedacht haben. Jedenfalls verließ sie schnurstracks das Zimmer durch die nur angelehnte Türe.
Im Büro hörte ich sie erst kruschteln, dann toben, dann jaulen, bis sie schließlich – mit lautem Triumphgeheul und ihrer Lieblingsmaus im Maul – wieder zurückkam und mir den Leckerbissen auf dem Bettvorleger servierte. Der Blick! Hunger! Belohnung! Stolz in der Pose, der keinen Widerspruch duldete.
Ich war so dermaßen von den Socken und habe sie so sehr geliebt für ihre Geste in diesem Augenblick, dass ich gar nicht anders konnte als … genau: Ein Betthupferl auch für die Katz‘.
Das war mein Fehler. Sie rannte gleich wieder los und brachte mir die nächste Beute.
Das Stück „Der Mitternachts-Snack“ spielen wir nun regelmäßig. Quasi jeden Abend zwischen Nachthemd und Lichtlöschen. Aus der Nummer komme ich nicht mehr raus. Bis zu vier Mitternachtsmäuse habe ich schon auf dem Teppich gefunden. Offenbar spielt Ginivra alleine weiter, wenn ich schon schlafe.
Ich liebe sie!
PS.
Irgendwann bringe ich ihr bei, mir in der Früh um halb acht nicht ihre Plüschmaus, sondern einen Becher frischen Kaffee ans Bett zu liefern.