Mein Rosenrecht
– Der 15. Bloggeburtstag: Blumen für mich selbst –
Genau heute vor fünfzehn Jahren habe ich mein Blog ‚Büro für besondere Maßnahmen‘ eröffnet. Hemmungslos schüchtern schrieb ich damals die ersten Texte im google Blogger. Voller Neugier auf mich selbst und das, was wohl auf mich zukommen würde.
Ich schrieb mich einfach ins Internet, brauchte kein Format einhalten, niemand konnte mir inhaltlich oder stilistisch reinreden. Die große Freiheit!
Ich schreibe und schrieb ‚Von Anfang an‘ als Journalistin ohne Auftrag und im Selbstversuch; mache meine Sorgen und Ängste öffentlich, Freuden und Glücksmomente; meinen Kummer ebenso wie meine Wut, mit Humor und Mut. Seltsamerweise wurde ich von Anfang an gelesen, baute eine kleine Community auf für meine Nische:
Ich schreibe und schrieb als Hochbegabte (was ich damals noch nicht lange wusste), atypische Autistin (was ich damals noch gar nicht wusste), frühkindlich komplex Traumatisierte (wofür ich damals noch keine Worte hatte), allein stehende Frau mit Katze (was bis heute unverändert so ist).
Zur Feier der Glückseligkeit, dass ich nach all den Jahren immer noch und immer wieder damit beschäftigt bin, die zu werden und zu sein, die ich im Kern meines Herzens bin, bitte ich die geneigte Leserschaft heute um Aufmerksamkeit für einen Text zu meinem Lebensthema:
Mein Rosenrecht
Vor langer Zeit mal, da fragte mich jemand
„Wenn du eine Blume wärest … welche?!“Da habe ich gar nicht lange überlegt,
eine Rose bin ich, ohne Zweifel!Keine Passionsblume mit schlanken Ranken,
die tagtäglich in beängstigender Regelmäßigkeit
immer dieselben diffizil-perfekten Blütenwunderwerke
verprasst und dabei lang und länger wird.Ich bin eine Rose!
… und habe mein Rosenrecht auf lange Pausen,
in denen ich einfach nur ein stacheliger Stock bin
mit nix dran
was zu bewundern wäre.Unter 20 Grad komm‘ ich nicht in die Gänge,
– rühr‘ mich bloß nicht an!Dann brauche ich meine Zeit
und Pflege und Geduld
Winterschutz und Läusepflasterbis es wieder wärmer wird
und dann … treibe ich aus, aber hallo!Blätter groß und grün und glänzend,
Zweige wehrhaft mit neuen Stacheln, schick!
Hundert Knospen, das Versprechen!
Eine Blüte nach der anderen
mit Duft ohnegleichen
ein Sommersonnenfeuerwerk!Wehe, es regnet kühle Winde.
Dann bin ich indigniert und kriege den Rost.Trotzdem respektieren mich alle
so, wie ich bin.
Ich erhalte Dünger wenn ich brauche
und keiner käme im Winter auf die Idee
ungeduldig an mir rumzuzerrenbloß weil ich nicht immer grün bin
wie der stinkende Buxbaum nebenan.Mit Rosenrecht
und guter Pflege
blühe ich bis zum Frost
wenn ICH das will.
Irgendwie stachelig bin ich wohl immer.Epilog:
Es bleibt eine große unterschwellige Sehnsucht
nach südlicher Zuwendung.Ich bin eine Frau
Ich bin ein zyklisches Wesen.Wie die Rosen, wie der Mond:
mal ganz, mal halb, mal gar nicht da.Im Grunde geht es mir gut
solange auch ich selbst mich respektiere
so wie ich bin!
Auf die nächsten 15 Jahre!