Kurzprosa No. 21
Im Hinausgehen wirft die Hausärztin mir ein freundliches „Und bleiben Sie gesund!“ hinterher.
Ich lächle etwas gequält, aber ich nehme es ihr nicht übel.
Wir wissen beide, dass ich mehrfach chronisch unheilbar krank und schwerbehindert bin, dass ich viel dafür tue, damit es nicht noch schlimer wird.
So verändert der Corona-Virus SarsCov2 nicht nur unsere Leben, sondern auch unsere Sprache.
„Bleiben Sie gesund!“ konnte man bis vor kurzem nur einer Person wünschen, die noch oder wieder gesund ist und nicht (wieder) krank werden soll. Alles andere ist unlogisch.
Unter dem Regime von Covid hat sich das geändert. Egal wie schwer eine Erkrankung auch sein mag, ein einfaches „Gute Besserung!“ reicht nicht mehr aus – weil wir alle der Gefahr ausgesetzt sind, uns mit einem tödlichen Virus zu infizieren. Ganz egal ob wir Vorerkrankungen haben oder nicht.
Wir wissen beide, dass meine Hausärztin sagen wollte:
„Gute Besserung – und möge der Virus sich auch weiterhin von Ihnen fernhalten!“
Auf diesen guten Wunsch für ein langes Leben kann ich besten Gewissens antworten:
„Danke gleichfalls!“
Origami-Kranich von Susanne Berkenkopf – Impulsgeberin für Mensch & Raum