be strong, beautiful, smart & happy!
Macht es mich stark, schön, schlau & glücklich? Das sind die Kriterien, nach denen ich – wann immer möglich – meine Lebensmittel auswähle.
Lebensmittel sind für mich nicht nur Dinge, die ich meinem körperlichen Lebensmittelpunkt – also meinem Bauch – zuführe. Lebensmittel ist alles, was mich nährt: körperlich, seelisch, optisch, akustisch, olfaktorisch.
Das macht schon Sinn, wenn unsere Sprache so schöne Ausdrücke kennt wie „Honig für die Seele“, „Ohrenschmaus“ oder „Augenweide“! Außerdem habe ich nicht nur einen Lebensmittelpunkt, sondern ich bin auch einer.
Leider passiert es mir ziemlich schnell, dass mich irgend etwas aus meiner Mitte heraus zerrt. Äußere Einflüsse, innere Unruhen führen oft dazu, dass ich mich fühle wie in einer Zentrifuge und völlig „außer mir“ bin. Dann besteht für mich die Gefahr einer Lebensmittelkrise* und es ist wichtig, dass ich meine Mitte wieder stärke und dahin zurückfinde.
Was immer ich dann brauche, ist abhängig von Ort und Zeit und Tagesform. Dinge, die heute gut sind, taugen morgen gar nichts; was mich gestern aus der Mitte gerissen hat, hilft mir vielleicht heute, wieder hinein zu finden.
Also frage ich mich:
- Macht mich das stark?
- Macht es mich schön?
- Macht es mich klug?
- Macht es mich glücklich?
Ein gutes Lebensmittel erfüllt mindestens zwei dieser Kriterien. Ein bestmögliches alle vier. Was gut ist und was weniger gut – das ändert sich täglich. Meine vier Kriterien sind absolut variabel, es gibt kein Dogma: ich darf meine vier Gretchenfragen jeden Tag neu stellen und immer wieder frisch beantworten.
Ein Beispiel gefällig? Nehmen wir mal Schokolade!
Ein Stück Schokolade kann alle vier Eigenschaften auf einmal haben, muss aber nicht:
Schokolade macht stark, weil Zucker drin ist. Zucker ist zwar nicht so toll gesund, bringt aber verbrauchte Energie sofort zurück. Schokolade macht schön, weil in der Kakaobohne lauter Anti-Aging-Zeugs enthalten ist. Sie macht auch klug, weil u.a. die enthaltenen mittellang-kettigen Fette den Stoffwechsel ankurbeln – das ist der Kick schlechthin im Kombinierkästchen! Und dass Schokolade glücklich machen kann, wird wohl niemand mehr anzweifeln.
Schokolade – ein einziges Stück kann mich heute stark, schön, schlau und glücklich machen. Zu viel davon aber setzt sich morgen golden auf die Hüfte oder sonstewo hin. Das hab‘ ich dicke! Wenn ich dicker werde, fühle ich mich nicht mehr schön, bin ich wieder unglücklich, muss mehr Fettpölsterchen durch die Gegend schuften. Das schwächt mich und ich werde depressiv. Depressionen machen Alzheimer und ich verliere meine Klugheit. Au weia!
Auch mein Milchkaffee am Morgen macht mich im Idealfall schön, stark, schlau und glücklich – weil er meinen Tag so wunderbar luxuriös einläutet. Allein das Knistern des in sich zusammenfallenden Milchschaumes ist die schönste Musik in meinen Ohren. Der Duft gibt mir Kraft für den Tag! Zu viel Kaffee wiederum macht mich nervös (unschön!). Wenn ich nervös bin kann ich nicht mehr so gut denken (unklug!). Das verunsichert mich (oh meine Schwäche!) und glücklich bin ich dann schon längst nicht mehr.
Oder nehmen wir meine Lieblingsmusik, ganz laut! – kann mir zeitweilige Kraft geben und gute Laune machen, kann mich auch beruhigen und mich ganz zu meinem Innersten hinführen, kann mein Herz in Bewegung setzen und mir das schönste Lächeln entlocken – oh was bin ich dann sss&g! Zu viel davon aber macht womöglich Tinnitus; laute Musik am falschen Ort – z. B. im Auto – macht unkonzentriert, ich biege falsch ab, komme zu spät … und den ganzen negativen Rattenschwanz dazu dürft ihr euch gerade mal selbst ausmalen.
Ihr seht, ich kann alles drehen und wenden wie es gerade am besten passt. Auch für alles Gute und Schöne gilt: die Dosis macht das Gift – so schlicht und kompliziert zugleich ist meine „sss&g-Diät“.
Entwickelt habe ich die „sss&g-Diät“ in meiner Anfangszeit ohne Alkohol, also kurz vor der Jahrtausendwende. Damals war es für mich wichtig, mir wohlwollend gute, liebevolle und leicht einzuhaltende Regeln zu geben, um mein alkoholfreies Leben heiter zu bewältigen und nicht ständig das Gefühl von Verzicht zu haben.
Mein Frage- und Antwortspiel „Macht mich das stark, schön, schlau & glücklich?!“ spiele ich bis heute fast täglich, auch immer wieder mit einem großen Augenzwinkern – und meine es doch ganz ernst:
Es geht um mein Leben!
* Den englischen Ausdruck ‚midlife crisis‚ habe ich für meine Sprachspielerei ganz wörtlich mit ‚Lebensmittelkrise‘ übersetzt. Ich bin mir bewusst, dass das eigentlich nicht geht und dass ‚middle of my life‘ nicht Lebensmitte bedeutet im Sinne von ‚Lebensmittelpunkt‘ – ich verwende es hier dennoch. Nur mal so.