Alles auf Anfang
Wenn eine in die Jahre kommt, dann kann sie was erzählen. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schnell geht, aber plötzlich ist das Alter da. Mit dem Herzen immer noch siebzehn, schaue ich mich an. Schaue ich die Welt an und wundere mich: „Was ist bloß passiert? Du hattest doch noch so viel vor?!“
Genau heute vor zehn Jahren, am 7. Juli 2009, habe ich mein erstes Weblog eröffnet. Das „Büro für besondere Maßnahmen“ seit 2009 und auch die Fortsetzung ab 2015 liefen auf der Plattform Blogger bei google. Man kann beide bis heute besichtigen.
„Unfug en gros & en détail“ hatte ich damals versprochen: Einen virtuellen Kiosk angefüllt mit besonderen Maßnahmen rund um den Unsinn des Lebens. Eine Kolumne die Woche, mindestens! Das habe ich über viele Jahre auch gehalten. Da will ich wieder hin.
Seitdem ich in Rostock lebe, bin ich fast verschollen. Lange lange Zeit habe ich fast nichts mehr äußern können. Nicht einmal mehr die Kätzchen wollten noch ihre schnurrigen Geschichten dazugeben. Mir fehlte die Kraft, und mir fehlte der innere Abstand. Ich vertraue darauf, dass das Schreiben mir hilft, wieder mehr in meine Mitte zu finden.
In den letzten zehn Jahren hat sich nicht nur mein Leben sehr verändert, sondern auch die Gesellschaft in diesem Land, in dieser Welt – im Großen wie im Kleinen. Immer öfter bin ich nicht nur verwundert, sondern fassungslos. Dann wieder ratlos oder auch voller Zorn. Manches ertrage ich kaum, so sehr tut es weh. Aber da darf und kann ich nicht stehenbleiben.
Ich war und bin immer Journalistin. Wenn ohne Auftrag, dann im Selbstversuch. Das ist meine Profession. Meine Berufung. Ich muss genau hinsehen, mit dem Finger drauf zeigen, laut aussprechen und aufschreiben, was ist. Anders kann ich nicht, und anders will ich nicht. Bitte erinnert mich daran, falls ich es einmal vergesse.
Sehen, was ist und sagen, was ich denke. So ehrlich, so wahrhaftig und so authentisch wie möglich: Also werden nicht nur hübsche Blümchenwiesen mein Thema. Immer wieder wird es notwendig, über blöde Verletzungen, alltäglichen Nickelkram oder politische Ungeheuerlichkeiten zu schreiben. Wie Leben eben ist. Das volle Programm.
Der jetzige Restart hat auch formale und juristische Gründe. Wegen der DSGVO ist es mir lieber, wenn ich meine (und eure) Daten auf einem eigenen Server in Deutschland hoste. Außerdem gibt es da diese Impressumspflicht. Der komme ich nun nach.
Mit dem Neuanfang heute bin ich mit dem Namen nicht sonderlich kreativ – und nutze das gut eingeführte „Büro für besondere Maßnahmen“ auch weiterhin. Mein Leben bleibt sein eigener Fortsetzungsroman – und ein bissjen was Vertrautes ist doch auch schön, trotz allem. Ebenso gilt unverändert: „Irgendwas is‘ immer“. Zum Glück! Oder leider? Je nachdem, wo es gerade herkommt.
Auch die Büromiezen sind mitgekommen und haben eigenes Terrain. Ihre alten Seiten Katzebutz und Ginivra dümpeln noch ein Weilchen in den unendlichen Weiten des Intercats. Für alle Fälle.
Wir haben neue Seiten aufgezogen und versprechen ab sofort wieder regelmäßige Kolumnen. Einmal die Woche, mindestens. An der einen oder anderen Ecke wird noch ein wenig gebastelt. Hauptsache, ihr bleibt uns gewogen.