Der kleine Katzensprung
Als Büromieze im Büro für besondere Maßnahmen habe ich, Ginivra, seit 2012 viele verantwortungsvolle Aufgaben zu erledigen und wichtigen Pflichten nachzukommen.
Eine dieser höchst ehrenvollen Herausforderungen ist es, von der Fensterbank aus ganz genau zu beobachten, was draußen so vor sich geht:
Ob jemand kommt. Ob ein Vogel sein Nest baut. Ob jemand geht. Warum die Möwen schon wieder so einen Lärm machen. Ob die ehemalige Lehrerin aus der Nachbarschaft heute ein oder zwei schwarze Hunde pädagogisch herumkommandiert. Ob wir vielleicht einen Schmetterling zu uns hereinlocken können oder wenigstens eine dicke Fliege.
Ihr seht schon: Für eine einzige Einzelkatze ist das viel zu viel auf einmal. Deswegen habe ich vor einer Weile Kokoro als Assistenzkatze eingestellt. Sie kann mich bei den einfacheren Tätigkeiten unterstützen.
Eine aufwändige Einarbeitung war und ist notwendig. Kokoro stammt als Quereinsteigerin aus dem sozialen Plattenbau-Brennpunkt und hat einen bildungsfernen Migrationshintergrund innerhalb der Betonblocks. Da kann sie natürlich nicht alles schon wissen.
Also bin ich sehr geduldig mit ihr. Meistens.
Die Außenbeobachtung sollte eigentlich von verschiedenen Fenstern aus erfolgen, damit wir stets das Große Ganze im Blick haben. Kokoro ist da bisweilen anderer Meinung und sitzt lieber ganz dicht neben mir auf derselben Fensterbank statt allein in einem anderen Fenster.
„Vier Katzenaugen sehen mehr als zwei,“ pflegt Kokoro dann zu maunzen. Na gut, dann will ich mal nicht so sein. Da sitzen wir dann zu zweit im selben Fenster und überprüfen, ob wir beide das gleiche sehen. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Meine Mo Jour gibt mir da freie Hand.
Wenn ich auf meiner Seite des Fensters genug gesehen habe, wechsle ich gerne nach links. Leider ist Kokoro ein bisschen dösig und sitzt mir dann im Weg herum. Die Fensterbank ist schmal, für zwei Katzen ist kein Aneinander-Vorbeikommen.
Also muss ich springen. Von rechts nach links, über Kokoro hinweg. Das ist der Kleine Katzensprung, auf der Fensterbank. Es ist ganz einfach. Kokoro muss sich nur ein wenig ducken, damit ich nicht an ihren Ohren hängenbleibe.
Ich kann auch Großen Katzensprung. Aber den üben wir noch und haben bisher keine Erlaubnis erteilt, uns dabei zu fotografieren.
Wie das im Einzelnen genau geht mit dem Kleinen Katzensprung, das kann jedeR leicht für sich selbst herausfinden. Mit etwas Übung wird das schon klappen. Nur Mut! Ich bin sicher, dass ihr das schafft, ohne dass wir eine Video-Anleitung auf YouToube veröffentlichen.
Bis zum nächsten Mal!
Eure Ginivra.
Die Katze.
>°.°<
prrrt.
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