Mein Schnüffelkörbchen
Nach nunmehr neun Jahren als Chefkatze im Büro für besondere Maßnahmen ist es an der Zeit, dass ich eines meiner wichtigsten Bürogeräte der Öffentlichkeit präsentiere: Den Schnüffelkorb.
Ganz früher war das wohl mal das Brotkörbchen fürs Sonntagsfrühstück von meinem Personal. Da hat mo jour dann die frischen Croissants und Laugenweckle appetitlich und dekorativ hineindrapiert. Bei ihr als Mensch essen die Augen nämlich mit. Bei mir weniger. Ich fresse gleich frei Schnauze.
Irgendwann später stand das Körbchen nur noch herum. Irgendwann noch viel später fing mo jour an, vor der Fütterung des roten Hausdrachens all mein Spielzeug und die Fellmäuschen vor dem tosenden roten Ungeheuer in Sicherheit zu bringen.
Ich kann mir noch so viel Mühe geben und alle meine Büroutensilien nach einem höchst ausgeklügeltem System in alle Ecken und Winkel, ja sogar unter Regale und unter den Kühlschrank strategisch verteilen. Meine mo jour hat da überhaupt keinen Sinn für. Dem Hausdrachen will sie meine Ausstattung auf keinen Fall zum Fraß vorwerfen. Deswegen sammelt sie regelmäßig alles ein und legt meine Dinge in das schwarzbraune Körbchen.
Das kann eine professionelle Büromieze auf keinen Fall so lassen.
„Ich bin die Pussy, ich mache die Regeln!“
Hier muss alles in meiner Ordnung sein! Wie ein Sisyphus fange ich mit meiner Arbeit immer wieder von vorne an.
Jedes Mal, nachdem ich den roten Hausdrachen in seinen Käfig zurück gejagd und feste eingesperrt habe, nehme ich mir mein Körbchen vor. Mit der Daumenkralle meiner rechten Pfote wird all mein Bürozeug energisch wieder herausgeangelt. Beim neuerlichen Verteilen darf mir dann meine Assistenzkatze Kokoro gerne helfen …
Weil manches meiner Dinge nach Katzenminze duftet oder nach Baldrianwurzel, bleibt von diesem Aroma auch immer etwas – und mit den Jahren immer mehr davon – im Körbchen zurück.
Wenn ich also mal eine gute „Nase voll nehmen“ möchte, setze ich einfach beide Vorderpfoten in den (möglichst leeren) Korb hinein. Der klappt dann freundlich hoch und landet direkt vor meiner Nase, so dass mein ganzer Kopf vom berauschenden Baldriankatzenminzeduftnebel umhüllt wird und ich regelrecht mit allen Sinnen darin baden kann!
Gleichzeitig habe ich – ohne selbst gesehen zu werden – durch das lockere Gitterflechtwerk meine Umgebung bestens im Blick.
Der Verdacht, ich könnte hinter meiner Tarnkappe ein wenig benommen vor mich hin dösen anstatt wachsam die Oberaufsicht an meinem Arbeitsplatz zu führen, ist völlig aus der Luft gegriffen.
prrrt.
>°.°<
Eure Ginivra.
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